Sonntag, 7. Juli 02
NABUCCO

Die große Freiheitsoper als Open-Air-Inszenierung.
Ein Hauch der Arena di Verona in Passau!

Informationen:

Bestuhlungsplan und Kategorieübersicht
Überblick über das Werk
handelnde Personen
Handlung
Entstehung des Werkes
Giuseppe Verdi
Hintergrund - Italien im 19. Jahrhundert

Ein Überblick über das Werk:

Grundlage der Oper ist das Libretto des Italieners Temistocle Solera (1816-1878). Die Handlung speist sich aus Legenden um den biblischen Herrscher Nabucco (dt. Nebukadnezar II), König Babylons von 605 bis 562 vor Christus. Mit seiner Herrschaft sind Werke wie das Ischtartor, die Hängenden Gärten und der Babylonische Turmbau verbunden. Hintergrund der Opernhandlung sind die Eroberung Jerusalems 587 v. Chr. und die Wegführung des jüdischen Volkes in babylonische Gefangenschaft 586 v. Chr (2. Könige 25). Das Libretto übernimmt daraus nur wenige Motive. Die Handlung besteht aus vier Teilen.

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Handelnde Personen:

Nabucco König von Babylonien
Ismaele Neffe des Königs Zedekia von Jerusalem
Zaccaria Hoherpriester der Hebräer
Abigaille Sklavin, vermeintliche erstgeborene Tocher des Nabucco
Fenena Tochter Nabuccos
Il gran Sacerdote di Belo der Oberpriester von Baal
Abdallo ein alter Offizier des Königs von Babylon
Anna Schwester des Zaccaria
Soldaten, Volk

 

 

 

 

 


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Die Handlung:

1. Akt: Jerusalem

Die Handlung setzt in einem hebräischen Tempel ein; hier erwarten die Hebräer angstvoll das Nahen der babylonischen Feinde unter Führung des Königs Nabucco, die ihnen der Zorn des Gottes Jehova schickte. Der hebräische Hohepriester Zaccaria spricht dem hebräischen Volk Mut zu, immerhin sei Fenena, die Tochter Nabuccos, in ihren Händen; außerdem habe Gott die Juden auch einst aus ägyptischer Gefangenenschaft befreit. Schon ist Kriegslärm zu hören, Zaccaria vertraut Fenena Ismaele, dem Neffen des hebräischen Königs an und fleht Jehova um Hilfe.
Ismaele liebt Fenena. Als er einst in Babylon gefangengehalten wurde, entfloh sie mit ihm, obwohl die ältere Sochwester Abigail Ismaele auch liebte. Nunmehr tritt Abigail durch eine Geheimtür in den Tempel und schwört dem geliebten Ismaele und Fenena den Tod. Diese flehen um Gnade. Da stürzen Frauen, Greise, Priester, entwaffnete hebräische Krieger und schließlich Nabucco herein. Um Nabuccos weiteres Vorgehen zu stoppen, droht Zaccaria, Fenena zu erdolchen. Nabucco bleibt regungslos, und nur Ismaele wendet den tödlichen Dolchstoß ab. Damit ist die einzige Waffe der Hebräer zunichte gemacht und das Schicksal der Hebräer besiegelt. Ismaele trifft der Fluch Zaccarias.

2. Akt: Der Frevler

Der zweite Akt führt uns zunächst zu Abigail, die durch ein Schriftstück von ihrer niederen Abstammung von einer Sklavin erfährt. In seiner Abwesenheit hat Nabucco die Herrschaft der jüngeren Tochter Fenena übergeben, die glücklich mit Ismaele lebt. Abigail flucht ihnen, da sich ihr Sehnen nach Liebe nicht erfüllte. Der Oberpriester des Baal berichtet, dass Fenena die jüdischen Gefangenen freiließ. Die Priester verbreiten die Kunde, Nabucco sei im Kampf gefallen, und tragen Abigail, welche sich nun am Ziel ihrer Wünsche sieht, die Krone an.
Zaccaria möchte die Ungläubigen bekehren und erbittet Gottes Segen. Der Hohepriester wird von seiner Schwester Anna überredet, den Fluch von Ismaele zu nehmen: Ismaele sei kein Verräter, sondern rette eine Hebräerin, da Fenena zum jüdischen Glauben übertrat. Abdallo, getreuer Gefolgsmann, meldet den vermeintlichen Tod des Königs, und Abigail verlangt darauf die Krone von Fenena. Doch der Totgeglaubte lebt und bestätigt seine Herrschaft. Er fordert sogar - trotz Warnung Zaccarias und trotz Fenenas offenem Bekenntnis zu Jehova -, als Gott angebetet zu werden. Da trifft den König ein Blitzstrahl. Zeichen des Wahnsinns breiten sich aus, Nabucco weint. Abigail ergreift die zu Boden gefallene Krone.

3. Akt: Die Prophezeihung

Abigail lässt sich als neue Herrscherin feiern. Der Oberpriester des Baal überreicht ihr das Todesurteil aller Hebräer, voran Fenenas. Sie überredet den wahnsinnigen Nabucco, das Todesurteil zu unterzeichnen, indem sie die jüdischen Feinde als Gefahr beschwört. Als Nabucco bewusst wird, was er getan hat, droht er Abigail, ihre niedere Herkunft bekannt zu geben. Triumphierend zerreißt sie das verräterische Schriftstück und lässt Nabucco gefangennehmen. An den Ufern des Euphrat klagen die Hebräer dem Gott Jehova ihr Leid und Elend. Zaccaria rügt ihre Haltung und prophezeit das nahe Ende aller Knechtschaft und den Untergang Babylons. Die Verzagten fassen neuen Mut.

4. Akt: Das zerbrochene Götzenbild

Nabucco erwacht aus einem Traum, in dem er wie ein Wild gejagt wurde. Er ist besessen von dem Gedanken, die Hebräer zu vernichten. Da hört er den Namen Fenenas rufen und muss begreifen, dass die geliebte Tochter dem Tod entgegen geführt wird. Da er selbst gefangen ist, fleht er : Gott der Hebräer, Vergebung! Neu will ich bauen Dir, Jehova, den Altar! Da befreien babylonische Krieger ihren König. Abdallo erkennt, dass der Wahnsinn gewichen ist. Nabucco eilt mit seinen Getreuen zur Opferstätte vor dem Altar des Baal, um Fenena und die Krone zu retten. Im letzten Moment können sie die Opferung der gottestreuen Fenena vereiteln. Das Götzenbild stürzt in sich zusammen. Nabucco bekennt seinen neuen Glauben und lässt die Hebräer heimwärts ziehen. Abigail vergiftet sich, bekennt ihre Verbrechen, bittet die Lebenden um Verzeihung und den Gott Jehova um seine Gnade. Zaccaria verheißt schließlich Gottes Segen für Nabucco.

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Entstehung des Werkes

Unmittelbar vor der Entstehung des Nabucco befand sich Giuseppe Verdi in der schlimmsten Schaffenskrise seines Lebens. Seine Frau und seine beiden Kinder waren gestorben, 1840 war seine Oper Un giorno di regno in Mailand fürchterlich durchgefallen. Er hatte daraufhin alle weiteren Aufträge abgelehnt. Doch der Intendant der Scala, Merelli, glaubte an Verdis Talent. Er ließ ihm ein Libretto von Temistocle Solera (1816-1878) zukommen. Dieses Libretto war zuvor dem Komponisten Otto Nicolai (1810-1849; bekannt durch Die lustigen Weiber von Windsor) erfolglos angeboten worden.

Verdi besah sich den Text anfangs nur widerwillig. Angezogen von den Versen des später berühmten Gefangenenchores, Va pensiero, sull'ali dorate, machte er sich dennoch an die Arbeit. Als glühender Anhänger der italienischen Einigungsbewegung erkannte er sofort, wie sehr die Lage Italiens derjenigen der Hebräer in der babylonischen Gefangenschaft entsprach.

In enger Zusammenarbeit mit Solera gab sich Verdi große Mühe, das bis dahin strenge Prinzip der Nummernoper aufzulösen. Der Gedanke siegte hier erstmals über alle musikalischen Finessen. Die Musik diente mit kraftvoller Melodik und mitreißendem Rhythmus dem Ausdruck der Idee und verstärkte sie wirkungsvoll.

Damals neue Elemente in Musik und Handlung zeigen Verdis kommenden, typischen Stil: ein Bariton in der männlichen Hauptrolle, das besonders innige Verhältnis zwischen Vater und Tochter, eindrucksvolle Massenszenen und der auf Wirkung bedachte Aufbau der einzelnen Akte.

Die Uraufführung am 9. März 1842 in der Mailänder Scala wurde ein Triumph. Der Komponist Gaetano Donizetti saß in der ersten Reihe und war sogleich begeistert. "Das ist Genie. Dieser Nabucco! Schön, schön! Schön!", sagte er nach der Aufführung immer wieder. So erzielte Verdi mit seiner ersten Arbeit, die seinen eigenen Gestaltungswillen offenbart, gleichzeitig seine stärkste Wirkung.

Der Gefangenenchor im dritten Teil, Va pensiero, sull' ali dorate, wurde sogleich zur heimlichen Nationalhymne der Italiener und auf allen Straßen gesungen. Der Chor erreichte eine viel größere Verbreitung als die gesamte Oper.

Vier Monate lang wurde Nabucco in Mailand insgesamt 57 mal aufgeführt. Verdi war nicht nur mit einem Schlage berühmt, sondern auch finanziell saniert, ja wohlhabend.

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Giuseppe Verdi

Giuseppe Fortunino Francesco Verdi wurde am 10. Oktober 1813 in Le Roncole (heute zu Busseto) bei Parma geboren. Als Sohn eines Gastwirts kam er aus einfachen Verhältnissen. Dennoch zeigte sein Vater Verständnis für seine musikalische Neigung und gab ihn dem Dorforganisten an die Hand. Mit zwölf Jahren erlangte er die Aufmerksamkeit von Antonio Barezzi, einem wohlhabenden Kaufmann aus Busseto. Dieser nahm ihn zu sich und ließ ihn musikalisch ausbilden, ab 1832 in Mailand. Er förderte Verdi weiterhin, da dieser kein Stipendium des Konservatoriums erhielt. So konnte Verdi sein Studium bei dem Paisiello-Schüler Vincenzo Lavigna (1776-1836) absolvieren.
Seit 1836 als "Maestro di Musica" wieder in Busseto, heiratete Verdi Margherita Barezzi, die Tochter seines Förderers. 1839 begann seine Laufbahn als Opernkomponist mit Oberto, conte di San Bonifazio an der Mailänder Scala. Es folgte die bisher größte Krise seines Lebens. Seine beiden Kinder und seine Frau starben bis 1840. Seine zweite Oper, Un giorno di regno, wurde ein Reinfall. Verdi verzweifelte an sich selbst und nahm zunächst keine weiteren Aufträge der Scala mehr an.
Erst 1842 erschien mit Nabucco sein nächstes Werk und wurde sofort zu einem rauschenden Triumph. Verdi, selbst glühender Anhänger des "Risorgimento", der italienischen Einigungsbewegung, hatte den Lebensnerv der Italiener getroffen. Der berühmte Gefangenenchor, Va, pensiero, sull' ali dorate (Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen), wurde sofort zur heimlichen Nationalhymne.
In den folgenden acht Jahren schuf Verdi mit I Lombardi (1843), Ernani (1844), I due Foscari (1844) und Macbeth (1847) weitere patriotische Opern, die alle sehr erfolgreich waren. Verdi war nun so wohlhabend, dass er sich ein Landgut in Sant' Agata kaufen konnte, sein bevorzugter Wohnsitz von da an. Sein Name diente den Italienern schon zu dieser Zeit als Kürzel der Parole "Vittorio Emanuele Re d'Italia", "Viktor Emanuel, König Italiens".
Verdi lebte seit 1847 mit der Sängerin Giuseppina Strepponi zusammen, die er 1859 heiratete. Giuseppina hatte in der Ouvertüre des Nabucco 1842 die Partie der Abigail gesungen.
Mit Rigoletto begann 1851 Verdis zweite Schaffensperiode. Nun entstanden seine bis heute beliebtesten Werke: Il Trovatore (1853), La Traviata (1853) und I vespri siciliani (1855).
Eine Schaffenspause legte Verdi 1860/61 ein, den Jahren der italienischen Einigung. Er wurde Abgeordneter für Busseto im Regionalparlament von Parma, wurde vom König empfangen und war bei dessen Krönung zum ersten König Italiens dabei.
Wieder folgte eine intensive Schaffenszeit, in der so bedeutende Werke wie La forza del destino (1862), Don Carlos (1865) und Aida (1871). Doch nach 1874 zog Verdi sich für lange Jahre ganz auf sein Landgut zurück, enttäuscht von der sozialen Stagnation Italiens nach der Einigung. Erst mit Otello (1887) und Falstaff (1893) gelangen ihm noch zwei sehr reife Alterswerke.
Als seine Frau Giuseppina 1897 verstarb, erlosch Verdis Lebenswille. Krank zog er nach Mailand und erlag dort am 27. Januar 1901 den Folgen eines Schlaganfalls. Über 300.000 Menschen aus ganz Europa nahmen an seiner Beerdigung teil. Arturo Toscanini dirigierte als letzten Gruß einen Chor von 900 Sängern mit dem berühmten Chor aus Nabucco: Va, pensiero, sull' ali dorate.

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Hintergrund: Italien im 19. Jahrhundert

Italien, seit Jahrhunderten Spielball der europäischen Mächte, war seit dem Wiener Kongress 1815 in viele Staaten aufgeteilt. Im Norden dominierte Piemont-Sardinien unter den Königen aus dem Haus Savoyen, dem einzigen regierenden italienischen Geschlecht. Daneben regierten die Habsburger in den Kleinfürstentümern Lombardei, Venetien, Modena, Toskana und Parma-Piacenza, letzteres die Heimat von Giuseppe Verdi. In der Mitte lag noch immer der päpstliche Kirchenstaat, und der Süden bildete das Königreich beider Sizilien, regiert von den französischen Bourbonen.

Gegen die vielfache Fremdherrschaft regte sich seit 1820 erster offener Widerstand. Bildungsbürgertum und fortschrittlicher Adel verlangten nach politischer Mitbestimmung und nationaler Selbstbestimmung: „Risorgimento“, „Wiedererstehen“, war das Ziel, so auch der Titel einer 1847 von Graf Cavour in Turin mitbegründeten Zeitschrift.

Die Bewegung war in ihren Zielen nicht einig. Republikaner, Föderalisten, liberale Anhänger des Hauses Savoyen lagen im Streit miteinander. Nach der gescheiterten Erhebung im Revolutionsjahr 1848 zogen sich die Anhänger des Risorgimento vor dem österreichischen und französischen Terror in das politisch und wirtschaftlich fortschrittliche Piemont-Sardinien zurück.

Von hier ging dann ab 1859 die Einigung aus, zunächst im Krieg Piemont-Sardiniens und Frankreichs gegen Österreich, dann in Garibaldis Zug nach Süditalien und Rom. Am 17. März 1861 wurde das Königreich Italien gegründet.

In der Folge gelang es nicht, den wirtschaftlichen und sozialen Rückstand vor allem in Süditalien aufzuholen. Enttäuscht zogen sich daraufhin viele fortschrittliche Kräfte von der Politik zurück, unter ihnen auch Giuseppe Verdi.

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