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Sonntag,
7. Juli 02
NABUCCO |
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Die
große Freiheitsoper als Open-Air-Inszenierung. Informationen: Bestuhlungsplan
und Kategorieübersicht |
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Grundlage
der Oper ist das Libretto des Italieners Temistocle Solera (1816-1878).
Die Handlung speist sich aus Legenden um den biblischen Herrscher Nabucco
(dt. Nebukadnezar II), König Babylons von 605 bis 562 vor Christus.
Mit seiner Herrschaft sind Werke wie das Ischtartor, die Hängenden
Gärten und der Babylonische Turmbau verbunden. Hintergrund der
Opernhandlung sind die Eroberung Jerusalems 587 v. Chr. und die Wegführung
des jüdischen Volkes in babylonische Gefangenschaft 586 v. Chr
(2. Könige 25). Das Libretto übernimmt daraus nur wenige Motive.
Die Handlung besteht aus vier Teilen.
1. Akt: Jerusalem 2. Akt: Der Frevler Der
zweite Akt führt uns zunächst zu Abigail, die durch ein Schriftstück
von ihrer niederen Abstammung von einer Sklavin erfährt. In seiner
Abwesenheit hat Nabucco die Herrschaft der jüngeren Tochter Fenena
übergeben, die glücklich mit Ismaele lebt. Abigail flucht
ihnen, da sich ihr Sehnen nach Liebe nicht erfüllte. Der Oberpriester
des Baal berichtet, dass Fenena die jüdischen Gefangenen freiließ.
Die Priester verbreiten die Kunde, Nabucco sei im Kampf gefallen, und
tragen Abigail, welche sich nun am Ziel ihrer Wünsche sieht, die
Krone an. 3. Akt: Die Prophezeihung Abigail lässt sich als neue Herrscherin feiern. Der Oberpriester des Baal überreicht ihr das Todesurteil aller Hebräer, voran Fenenas. Sie überredet den wahnsinnigen Nabucco, das Todesurteil zu unterzeichnen, indem sie die jüdischen Feinde als Gefahr beschwört. Als Nabucco bewusst wird, was er getan hat, droht er Abigail, ihre niedere Herkunft bekannt zu geben. Triumphierend zerreißt sie das verräterische Schriftstück und lässt Nabucco gefangennehmen. An den Ufern des Euphrat klagen die Hebräer dem Gott Jehova ihr Leid und Elend. Zaccaria rügt ihre Haltung und prophezeit das nahe Ende aller Knechtschaft und den Untergang Babylons. Die Verzagten fassen neuen Mut. 4. Akt: Das zerbrochene Götzenbild Nabucco erwacht aus einem Traum, in dem er wie ein Wild gejagt wurde. Er ist besessen von dem Gedanken, die Hebräer zu vernichten. Da hört er den Namen Fenenas rufen und muss begreifen, dass die geliebte Tochter dem Tod entgegen geführt wird. Da er selbst gefangen ist, fleht er : Gott der Hebräer, Vergebung! Neu will ich bauen Dir, Jehova, den Altar! Da befreien babylonische Krieger ihren König. Abdallo erkennt, dass der Wahnsinn gewichen ist. Nabucco eilt mit seinen Getreuen zur Opferstätte vor dem Altar des Baal, um Fenena und die Krone zu retten. Im letzten Moment können sie die Opferung der gottestreuen Fenena vereiteln. Das Götzenbild stürzt in sich zusammen. Nabucco bekennt seinen neuen Glauben und lässt die Hebräer heimwärts ziehen. Abigail vergiftet sich, bekennt ihre Verbrechen, bittet die Lebenden um Verzeihung und den Gott Jehova um seine Gnade. Zaccaria verheißt schließlich Gottes Segen für Nabucco. Unmittelbar vor der Entstehung des Nabucco befand sich Giuseppe Verdi in der schlimmsten Schaffenskrise seines Lebens. Seine Frau und seine beiden Kinder waren gestorben, 1840 war seine Oper Un giorno di regno in Mailand fürchterlich durchgefallen. Er hatte daraufhin alle weiteren Aufträge abgelehnt. Doch der Intendant der Scala, Merelli, glaubte an Verdis Talent. Er ließ ihm ein Libretto von Temistocle Solera (1816-1878) zukommen. Dieses Libretto war zuvor dem Komponisten Otto Nicolai (1810-1849; bekannt durch Die lustigen Weiber von Windsor) erfolglos angeboten worden. Verdi besah sich den Text anfangs nur widerwillig. Angezogen von den Versen des später berühmten Gefangenenchores, Va pensiero, sull'ali dorate, machte er sich dennoch an die Arbeit. Als glühender Anhänger der italienischen Einigungsbewegung erkannte er sofort, wie sehr die Lage Italiens derjenigen der Hebräer in der babylonischen Gefangenschaft entsprach. In enger Zusammenarbeit mit Solera gab sich Verdi große Mühe, das bis dahin strenge Prinzip der Nummernoper aufzulösen. Der Gedanke siegte hier erstmals über alle musikalischen Finessen. Die Musik diente mit kraftvoller Melodik und mitreißendem Rhythmus dem Ausdruck der Idee und verstärkte sie wirkungsvoll. Damals neue Elemente in Musik und Handlung zeigen Verdis kommenden, typischen Stil: ein Bariton in der männlichen Hauptrolle, das besonders innige Verhältnis zwischen Vater und Tochter, eindrucksvolle Massenszenen und der auf Wirkung bedachte Aufbau der einzelnen Akte. Die Uraufführung am 9. März 1842 in der Mailänder Scala wurde ein Triumph. Der Komponist Gaetano Donizetti saß in der ersten Reihe und war sogleich begeistert. "Das ist Genie. Dieser Nabucco! Schön, schön! Schön!", sagte er nach der Aufführung immer wieder. So erzielte Verdi mit seiner ersten Arbeit, die seinen eigenen Gestaltungswillen offenbart, gleichzeitig seine stärkste Wirkung. Der Gefangenenchor im dritten Teil, Va pensiero, sull' ali dorate, wurde sogleich zur heimlichen Nationalhymne der Italiener und auf allen Straßen gesungen. Der Chor erreichte eine viel größere Verbreitung als die gesamte Oper. Vier Monate lang wurde Nabucco in Mailand insgesamt 57 mal aufgeführt. Verdi war nicht nur mit einem Schlage berühmt, sondern auch finanziell saniert, ja wohlhabend. Giuseppe
Fortunino Francesco Verdi wurde am 10. Oktober 1813 in Le Roncole (heute
zu Busseto) bei Parma geboren. Als Sohn eines Gastwirts kam er aus einfachen
Verhältnissen. Dennoch zeigte sein Vater Verständnis für
seine musikalische Neigung und gab ihn dem Dorforganisten an die Hand.
Mit zwölf Jahren erlangte er die Aufmerksamkeit von Antonio Barezzi,
einem wohlhabenden Kaufmann aus Busseto. Dieser nahm ihn zu sich und
ließ ihn musikalisch ausbilden, ab 1832 in Mailand. Er förderte
Verdi weiterhin, da dieser kein Stipendium des Konservatoriums erhielt.
So konnte Verdi sein Studium bei dem Paisiello-Schüler Vincenzo
Lavigna (1776-1836) absolvieren. Hintergrund: Italien
im 19. Jahrhundert Italien, seit Jahrhunderten Spielball der europäischen Mächte, war seit dem Wiener Kongress 1815 in viele Staaten aufgeteilt. Im Norden dominierte Piemont-Sardinien unter den Königen aus dem Haus Savoyen, dem einzigen regierenden italienischen Geschlecht. Daneben regierten die Habsburger in den Kleinfürstentümern Lombardei, Venetien, Modena, Toskana und Parma-Piacenza, letzteres die Heimat von Giuseppe Verdi. In der Mitte lag noch immer der päpstliche Kirchenstaat, und der Süden bildete das Königreich beider Sizilien, regiert von den französischen Bourbonen. Gegen die vielfache Fremdherrschaft regte sich seit 1820 erster offener Widerstand. Bildungsbürgertum und fortschrittlicher Adel verlangten nach politischer Mitbestimmung und nationaler Selbstbestimmung: Risorgimento, Wiedererstehen, war das Ziel, so auch der Titel einer 1847 von Graf Cavour in Turin mitbegründeten Zeitschrift. Die Bewegung war in ihren Zielen nicht einig. Republikaner, Föderalisten, liberale Anhänger des Hauses Savoyen lagen im Streit miteinander. Nach der gescheiterten Erhebung im Revolutionsjahr 1848 zogen sich die Anhänger des Risorgimento vor dem österreichischen und französischen Terror in das politisch und wirtschaftlich fortschrittliche Piemont-Sardinien zurück. Von hier ging dann ab 1859 die Einigung aus, zunächst im Krieg Piemont-Sardiniens und Frankreichs gegen Österreich, dann in Garibaldis Zug nach Süditalien und Rom. Am 17. März 1861 wurde das Königreich Italien gegründet. In der Folge gelang es nicht, den wirtschaftlichen und sozialen Rückstand vor allem in Süditalien aufzuholen. Enttäuscht zogen sich daraufhin viele fortschrittliche Kräfte von der Politik zurück, unter ihnen auch Giuseppe Verdi. |
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